Wolfgang Mattischek
1889-1965
Zeuge Jehovas. Aufgewachsen in Wolfsegg. Heiratete Theresia Schermair. Wurde ins KZ Buchenwald und Wewelsburg deportiert. Wurde befreit.
* Wolfsegg am Hausruck | 12.06.1889
Attnang | 24.04.1965
Meine Lebensgeschichte:
Meine Lebensgeschichte im Dialekt:
Wolfgang Mattischek war der älteste Sohn des Wolfsegger Schneidermeisters Wolfgang Mattischek und seiner Frau Maria. Er erlernte das Maurerhandwerk. 1913 heiratete er die in Deisenham lebende Theresia Schermair. Schwer geprägt wurde Wolfgang durch die schlimmen Ereignisse im 1. Weltkrieg. Er war zunächst Soldat, danach arbeitete er im Wolfsegger Kohlebergbau. Nachdem die zwei älteren Söhne Franz (1915-1939) und Wilhelm (1916-2000) in Wolfsegg geboren wurden, verließ die Familie 1918 nach Kriegsende Wolfsegg. Der Vater erhoffte sich in der wirtschaftlichen Not durch seine Tätigkeit als Bergmann in Hamborn am Rhein, einem Stadtteil des heutigen Duisburg, ein besseres Leben für seine Familie. Als der dritte Sohn Hubert (1919-1997) in Hamborn geboren wurde, wandten sich Wolfgang und Theresia der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas zu. Dann kam auch dort der jüngste Sohn Ernst (1923- 1960) zur Welt. Der tiefe Glaube der Eltern prägte die Erziehung der Söhne. 1928 kehrte die Familie zurück nach Österreich, wohnte zunächst in Ottnang am Hausruck, und ab zumindest 1933 in Attnang, wo sie bereits im Ständestaat wegen ihres Glaubens verhöhnt und ausgegrenzt wurden. Mit verschiedenen Angeboten versuchte man, sie vom Glauben abzubringen, insbesondere da die Familie kein Geheimnis aus ihrem Bekenntnis zu den Zeugen Jehovas machte. Dies führte auch dazu, dass sie zwar nach dem Anschluss noch toleriert, aber bereits auf die schwarze Liste gesetzt wurden. Wolfgang verweigerte aus Glaubensgründen sowohl die Abstimmung zum Anschluss ans Deutsche Reich als auch den Kampf im Krieg. Er wurde bezichtigt, andere Menschen von seinen Glaubensgrundsätzen zu überzeugen und an verbotenen Versammlungen teilzunehmen. Am 4. April 1939 wurde Wolfgang im Alter von 50 Jahren in Ried im Innkreis im Zuge der Abendmahlfeier gemeinsam mit 27 Glaubensbrüdern verhaftet und nach einigen Wochen Haft im Polizeigefängnis Linz ins KZ Buchenwald deportiert. Vorübergehend wurde Wolfgang auch in das KZ Niederhagen-Wewelsburg überstellt. Insgesamt überlebte er sechs Jahre schwere Zwangsarbeit in Gefangenschaft. 1945 wurde er von den Amerikanern befreit. Wie auch seine Frau Theresia und seine Söhne Franz, Wilhelm und Hubert, schwor er dem Glauben der Zeugen Jehovas bis zum Lebensende nie ab. Nach dem Krieg kehrten Wolfgang, seine Frau Theresia und ihre beiden Söhne Hubert und Wilhelm in ihre Heimat zurück. Franz war den Nazis zum Opfer gefallen. 1965 starb Wolfgang im Alter von 76 Jahren in Attnang.
Theresia Mattischek (geb. Schermair)
1887-1959
Zeugin Jehovas. Aufgewachsen in Deisenham. Entstammte aus einfachen Verhältnissen. Heiratete Wolfgang Mattischek. Mutter von 4 Kindern. Wurde ins KZ Ravensbrück deportiert. Blieb dort bis zur Auflösung. Überlebte.
* Gaspaltshofen | 09.09.1887
Attnang Puchheim | 30.11.1959
Meine Lebensgeschichte:
Meine Lebensgeschichte im Dialekt:
Theresia Mattischek, geborene Schermair, wuchs in einfachen Verhältnissen in Deisenham auf. Josef Schermair war ihr älterer Bruder. 1913 heiratete sie den Maurer Wolfgang Mattischek, mit dem sie vier Söhne bekam. Den erstgeborenen Sohn Franz brachte sie am 25. März 1915 in Wolfsegg am Hausruck zur Welt. Am 15. Juni 1916 wurde Wilhelm geboren. Ende 1918 zog Theresia mit ihrer Familie in das deutsche Ruhrgebiet. Dort kam die Familie mit dem Glauben der Zeugen Jehovas in Kontakt. Ihr Söhne Hubert und Ernst wurden dort 1919 bzw. 1923 geboren. Um 1928 kehrte die Familie Mattischek in die Heimat nach Ottnang am Hausruck zurück. Die Inhaftierung ihres ältesten Sohns Ende 1938 traf Theresia sehr. Immer wieder bekam sie Briefe von ihm und langsam ahnte sie, dass sie ihren Sohn wohl nie wiedersehen würde. Während dieser Zeit wurden auch ihr Mann Wolfgang und ihre Söhne Hubert und Wilhelm verhaftet. Theresia hatte nur mehr ihren jüngsten Sohn Ernst zu Hause. Den 16-Jährigen konnte sie zum Glück bei Bauern unterbringen, bevor auch sie wegen ihres Glaubens und der Abneigung gegen das NS-Regime am 2. März 1940 verhaftet wurde. Wahrscheinlich waren die Erfahrungen seiner Familie für Ernst so weit prägend, dass er sich, zumindest offiziell, seinem Glauben abwandte und der Einberufung zum Militärdienst Folge leistete. So konnte Ernst seine Brüder im KZ Mauthausen besuchen. Theresia wurde ins KZ Ravensbrück gebracht, wo sie bis zum 30. April 1945 unter der Häftlingsnummer 3430 inhaftiert blieb. Im Konzentrationslager hatte sie durch einen besonderen Ausweis die Möglichkeit, das Lagergebiet zu verlassen. Möglicherweise arbeitete sie als Haushaltshilfe bei einem SS- Offizier. Nach dem Krieg fand die Familie in der Heimat wieder zusammen. Leider fehlte Franz. Theresia Mattischek starb am 30. November 1959 in Attnang-Puchheim.
Franz Mattischek
1915-1939
Zeuge Jehovas. Wuchs in Wolfsegg auf. Verweigerte aus religiösen Gründen den militärischen Eid auf Adolf Hitler. Eingeliefert in das Gefängnis von Germersheim am Rhein. Von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt und mit dem Fallbeil hingerichtet.
* Wolfsegg am Hausruck | 25.03.1915
Berlin-Plötzensee | 02.12.1939
Meine Lebensgeschichte:
Meine Lebensgeschichte im Dialekt:
Mein Abschiedsbrief:
„Meine liebe Mutter, ich bin nur noch wenige Stunden unter den
Lebenden, aber morgen früh um 6 Uhr ist es so weit. Seid nicht traurig,
ich glaube an Gott und Christus Jesus……er wird mir beistehen bis ans
Ende.“
Franz Mattischek an seine Mutter in seinem Abschiedsbrief
Franz Mattischek kam als erster Sohn von Theresia und Wolfgang
Mattischek am 25. März 1915 in Wolfsegg auf die Welt. Kurz darauf
wurde auch sein Bruder Wilhelm geboren. Ende 1918 ging die Familie
Mattischek als Gastarbeiter ins deutsche Ruhrgebiet nach Hamborn am
Rhein. Dort kamen seine Brüder Hubert und Ernst zur Welt. Die Eltern
fanden in Deutschland zu ihrem Glauben und wurden Zeugen Jehovas.
Die Familie Mattischek ging in den frühen 30er-Jahren zurück in die
Heimat nach Ottnang am Hausruck. Franz Mattischek wurde am 15.
August 1936 als Zeuge Jehovas gemeinsam mit seinen Brüdern Hubert
und Wilhelm in der Badewanne von Franz Wimmer getauft. Er wurde
Malergeselle bei der Firma Zauner in Vöcklabruck und die Familie zog
nach Attnang-Puchheim. In seiner spärlichen Freizeit malte Franz auch
künstlerisch. 1938 wurde er zum ersten Mal zum Militär einberufen. Franz
weigerte sich jedoch aufgrund seines Glaubens den Fahneneid zu
leisten. Kurz darauf wurde er vom Kasernenplatz ins Gefängnis
gebracht. Von dort wurde er in die Festung Germersheim am Rhein
gebracht, wo er dann ungefähr ein Jahr war. Im Herbst 1939 wurde
Franz Mattischek wieder einberufen, jedoch lehnte er erneut den
militärischen Eid auf Adolf Hitler ab. Zuerst wurde er nach Wien
gebracht, um nach zirka zwei Monaten nach Berlin-Alt Moabit überstellt
zu werden. Dort wurde Franz Mattischek vom Oberreichskriegsgericht in
Berlin am 10. November 1939 wegen Zersetzung der Wehrkraft zum
Tode verurteilt. Am 22. November wurde er nach Berlin-Plötzensee
überstellt und am 1. Dezember 1939 im Alter von 24 Jahren mit dem
Fallbeil hingerichtet.
Aus seiner Gefangenschaft in Berlin sind drei Briefe an seine Familie
bekannt. Seine Familie kämpfte noch jahrelang nach seinem Tod für
seine Rehabilitierung. Erst im Jahr 1998 wurde das Todesurteil über Franz
Mattischek posthum aufgehoben.
Wilhelm Mattischek
1916-2000
Zeuge Jehovas. Verhaftung gemeinsam mit Bruder Hubert. Untersuchungshaft in Linz. Deportation ins KZ Dachau. Überstellung ins KZ Mauthausen und KZ Gusen. Befreiung durch Alliierte.
* Wolfsegg am Hausruck | 15.06.1916
Attnang Puchheim |13.05.2000
Meine Lebensgeschichte:
Meine Lebensgeschichte im Dialekt:
Wilhelm Mattischek kam am 15. Juni 1916 als Sohn von Theresia und Wolfgang Mattischek in Wolfsegg am Hausruck zur Welt. Die vierköpfige Familie ging kurz nach Wilhelms Geburt nach Hamborn am Rhein. Dort fanden seine Eltern zum Glauben der Zeugen Jehovas. Wilhelm hatte gemeinsam mit seinen drei Brüdern eine Kindheit, die von Bibellesen und einer glaubensgetreuen Erziehung geprägt war. Anfang der 30er Jahre kehrte die Familie Mattischek zurück nach Ottnang am Hausruck. Österreich war in der Zwischenkriegszeit von großer Armut betroffen, weshalb auch die Familie Mattischek schwere Zeiten durchlebte. Willi fand bei der „Zellwolle Lenzing“ Arbeit. Im Jahr 1936 wurde Wilhelm gemeinsam mit zwei seiner Brüder getauft. Wilhelm Mattischek wurde Anfang März 1939 an seinem Arbeitsplatz von einem Auto der GESTAPO, in dem bereits sein Bruder Hubert saß, abgeholt. Sie wurden ins Polizeigefängnis nach Linz gebracht, wo sie etwa sechs Wochen arretiert waren. Am 20. Mai 1939 kam Wilhelm- gemeinsam mit seinem Bruder Hubert- im KZ Dachau an und bekam die Häftlingsnummer 33501 zugeteilt. Seine Kleidung wurde mit dem Häftlingsgewand getauscht, die Haare wurden abrasiert und Fingerabdrücke wurden abgenommen. Wilhelm und sein Bruder wurden der Strafkompanie, die in der Isolierbaracke untergebracht war, zugeteilt. Dadurch hatten sie viele Einschränkungen. Unter anderem kamen nur die sogenannten „Bibelforscher:innen“ und Jüd:innen dort hinein und wurden extra noch einmal durch einen Draht von den anderen abgeschirmt. Wilhelm wurde immer wieder während seiner Zeit im KZ Dachau angeboten, eine Erklärung, seinem Glauben abzuschwören, zu unterschreiben, um seine Freiheit zurückzuerlangen. Dies haben jedoch sowohl Wilhelm als auch sein Bruder Hubert abgelehnt, da dies ein Bruch mit ihrem Glauben gewesen wäre und sie sich in das NS-Regime eingliedern hätten müssen. Wilhelm überlebte schwere Arbeit während der Zeit in Dachau. Unter anderem musste er beim Bau einer SS-Barackenstadt und einer Großgarage mitarbeiten. Nachdem ein Stoß voller Tore auf Wilhelms Fuß fiel und er sich diesen brach, kam er vorübergehend ins Krankenrevier. Da die Häftlingsgruppe „Bibelforscher“ als sehr fluchtsicher und zuverlässig galt, wurden auch Wilhelm und sein Bruder Hubert gemeinsam mit anderen Zeugen Jehovas auf das Sudefeld in Bayrisch Zell geschickt, um ein SS-Sportheim aufzubauen. Es wurde nur ein Bewacher eingesetzt und sie bekamen besseres Essen. Aufgrund der vorübergehenden Auflösung des KZs Dachau im September 1939 wurden die beiden Brüder ins KZ Mauthausen übergestellt. Dort waren Wilhelm und Hubert fünfeinhalb Jahre inhaftiert. Am 5. Mai 1945 wurden sie von den amerikanischen Alliierten aus dem KZ Mauthausen befreit. Nach Ende des Krieges kehrte Wilhelm zu seiner Familie in die Heimat zurück. Wilhelm Mattischek starb am 13. Mai 2000, nachdem er aufgrund eines Schlaganfalls mehrere Jahre litt.
Hubert Mattischek
1919-1997
Zeuge Jehovas. Malergeselle. Aufgewachsen im Rheintal. Verhaftung. Untersuchungshaft in Linz. Deportation ins KZ Dachau. Überstellung ins KZ Mauthausen und KZ Gusen. Befreiung durch Alliierte.
* Hamborn am Rhein | 29.10.1919
Gmunden | 02.08.1997
Meine Lebensgeschichte:
Meine Lebensgeschichte im Dialekt:
„Wer die Vergangenheit verdrängt oder vergisst, verdient es, sie
nochmals zu erleben“ aus Die vergessenen Opfer der NS-Zeit. Standhaft
trotz Verfolgung. S. 26
Hubert Mattischek wurde am 29. Oktober 1919 als dritter Sohn von
Theresia und Wolfgang Mattischek in Hamborn am Rhein geboren.
Während seiner Kindheit wurden er und seine Brüder glaubensgetreu
erzogen. In den Wirren der Zwischenkriegszeit zog die Familie nach
Ottnang am Hausruck zurück. In der Schule erfuhr der eifrige
Grundschüler Hubert Spott wegen seines Glaubens. Da die Familie in
ärmeren Verhältnissen lebte, arbeitete Hubert schon während seiner
Schulzeit als Gelegenheitsarbeiter auf Bauernhöfen. Aufgrund der
hohen Arbeitslosigkeit vor dem Anschluss konnte Hubert auch keinen
Beruf erlernen, was er erst nach dem Krieg nachholen konnte. Es kam
immer wieder zu biblischen Zusammenkünften in der Wohnung der
Familie Mattischek. Am 15. August 1936 wurden Hubert und seine
beiden älteren Brüder in der Badewanne von Franz Wimmer getauft. Im
März 1939, ungefähr ein Jahr nachdem sein Bruder Franz verhaftet
wurde, näherte sich dem Elternhaus ein Auto der GESTAPO. Es wurde
nach illegaler Literatur gesucht, welche jedoch nicht gefunden wurde,
da diese außerhalb des Hauses von Hubert versteckt worden war. Die
Beamten fanden dadurch auch nichts Auffälliges. Einer der Beamten
fragte Hubert, was er tun würde, wenn er zum Militärdienst einberufen
werden würde. Auf diese Frage antwortete er: „Ich werde den Eid
verweigern und alles ablehnen, was in Verbindung mit dem Krieg
steht.“ Diese Aussage trug Konsequenzen mit sich. Hubert jedoch stand
dazu. Er wurde auf der Stelle verhaftet und gemeinsam mit seinem
Bruder Wilhelm ins Polizeigefängnis Linz gebracht. Zirka sechs Wochen
verbrachten sie dort, bis sie ihren Schutzhaftbefehl erhielten. Hubert
Mattischek äußerte sich zu dieser Zeit: „In Linz selbst waren wir in einer
Zelle, wo bisweilen 10 Personen in einer Sammelzelle waren. Da war ein
Kommen und Gehen. Aber an sich wurden wir dort nicht geschlagen.“
Während dieser Zeit wurde sein Bruder Franz im Alter von 24 Jahren
durch das Fallbeil exekutiert. Gemeinsam mit anderen Zeugen Jehovas
wie Ignaz Bachmaier und Josef Sturmayr, sowie seinem Bruder Willi, kam
Hubert am 20. Mai 1939 mit einem Sammeltransport im KZ Dachau an.
Dort musste er seine Kleider gegen das Häftlingsgewand eintauschen,
auf welchem ein violetter Winkel- das Zeichen für Zeugen Jehovas- und
seine Häftlingsnummer angenäht waren. Es wurden Fotos gemacht,
Fingerabdrücke abgenommen und die Haare abrasiert. Am Abend
wurde Hubert dem allgewaltigen Lagerkommandant Grünewald
vorgestellt. Dieser fragte ihn, weshalb er hier sei und wie alt er sei. Er
antwortete, dass er Zeuge Jehovas und 19 1/2 Jahre sei. Daraufhin kam
von Grünewald: „20 Jahre wirst du nicht mehr. Schau dir die Mauern
an. Der Stacheldraht ist stets unter Hochspannung, und bevor du den
davor laufenden Todesweg beschreitest, schießen schon unsere
Schützen von den Türmen. Und erreicht ihr doch den Draht, so werdet
ihr darin hängen wie die Fliegen. Also eine Flucht ist unmöglich! Es wird
nur einen Weg zur Freiheit geben, nämlich den durch den Schornstein
des Krematoriums.“ Hubert kam genauso wie sein Bruder in den
sogenannten Isolierblock. Bereits am nächsten Tag mussten die Brüder
in der Kiesgrube schuften. Die Arbeit begann immer um sieben Uhr in
der Früh und dauert bis sechs Uhr am Abend. Hubert und Willi mussten
beispielsweise, an einen Transportwagen gespannt, Material wie Ziegel
und Geräte ziehen. Genauso wie Willi wurde auch Hubert zum Aufbau
eines SS-Sportheims auf dem Sudefeld in Bayrisch Zell geschickt. Gegen
Ende September 1939 wurde das KZ Dachau vorübergehend aufgelöst.
Deshalb wurden die Brüder Mattischek am 29. September ins KZ
Mauthausen überstellt. Als sie dort ankamen, wurden sie aus dem
Wagen geknüppelt. Noch am gleichen Tag mussten sie im Steinbruch
schwere Steine die Treppe hinaufschleppen. Während der Läuseplage
im Lager wurden die Haare alle zwei Tage abrasiert. Hubert hatte einen
Vorteil durch seine geringe Körpergröße. Weil er öfters übersehen
wurde, wurde er weniger geschlagen. Hubert sah viele Menschen im KZ
sterben, manche schnell und manche langsam. Er äußerte sich dazu:
„Ich habe gesehen, wie welche beim Steinaufheben abends auf dem
Bruch arbeiteten. Auf dem Steinhaufen, es waren ältere Brüder, sich fast
zerstoßen haben, die dann auch nicht mehr arbeitsfähig waren und
dann praktisch an Hunger, Kälte und Entkräftigung starben.“ Als Hubert
beispielsweise nicht die „Erklärung zur Freiheit“ unterzeichnen wollte,
drohte ihm ein junger SS-Mann ihn von einer Klippe 30 Meter in die Tiefe
zu stoßen. Er musste dann so lange Sand schaufeln, bis er
zusammenbrach und gepflegt werden musste. Eine weitere Erzählung
aus dem KZ Mauthausen von Hubert Mattischek: „Während die übrigen
Häftlinge an den Stufen behelfsweise gehen durften, waren es jedoch
wir, die man zu den steilen, aufgeschütteten Böschungen, Spießrute
laufend, hinunterjagte. Alle 15-20 Meter stand ein SS-Mann, welcher
nichts anderes im Sinn hatte, als uns mit Stöcken und Fußtritten
weiterzujagen. Hohn und Spott wechselten in ihren Zurufen „Komm her
Jehova“ – „Wo ist denn euer Jehova, dass er euch helfe“ Hin und
wieder: „Willst du laufen! Glaubst du noch an Jehova?“ Schon vor
unserem Hinunterkommen zum Steinplatz, waren wir oft umgefallen,
[…]“. Laut Dokumenten wurden die Brüder Mattischek auch als
Impfversuchspersonen eingesetzt. Ganze fünfeinhalb Jahre haben
Hubert und Wilhelm Mattischek im KZ Mauthausen und im KZ Gusen
unter schlimmsten Lebensbedingungen überlebt, bis sie am 5. Mai 1945
von amerikanischen Alliierten befreit wurden. Sie hatten das Glück, nie
getrennt zu werden. Hubert kehrte mit seiner Familie in die Heimat
zurück. Zuhause hatte man jedoch immer wieder von Nachbarn
gehört: „Ihr habt es euch selbst zuzuschreiben. Hättet ihr oberflächlich
mitgemacht wie alle, dann wäre euch das alles nicht passiert.“ Nach
dem Krieg wirkte Hubert als reisender Missionar der Zeugen Jehovas
und stellte sich als Zeitzeuge in Schulen zur Verfügung. Er heiratete 1958
Waltraud, mit der er bis zu seinem plötzlichen Tod am 2. August 1997 in
Gmunden lebte. Hubert Mattischek hat immer offen über seine
Erlebnisse erzählt, sich bereitgestellt, Führungen in der Gedenkstätte
Mauthausen zu machen und sämtliche Fragen beantwortet.
aus Jehovas Zeugen im KZ Mauthausen. Widerstand aus religiöser Überzeugung. S. 16
Ignaz Bachmaier
1885-1940
Zeuge Jehovas. Wohnort Wolfsegg. Verheiratet. Kesselheizer. Vater von fünf Kindern. Verweigerung der Teilnahme an Volksabstimmung. Deportation ins KZ Dachau. Gestorben im KZ Dachau an Herz- und Kreislaufschwäche.
* Wolfsegg am Hausruck | 31.03.1885
KZ Dachau |12.11./13.11. 1940
Meine Lebensgeschichte:
Meine Lebensgeschichte im Dialekt:
„Ich wähle nicht für Hitler und für ein deutsches Reich. Ich bin
Österreicher und sterbe als solcher.“
Diese Worte sagte Ignaz
Bachmaier laut Fleischhauer Buchleitner am Tag der Volksabstimmung.
Ignaz Bachmaier kam am 31. März 1885 in Wolfsegg am Hausruck zur
Welt. Seine Mutter Katharina war ledig. Ignaz Bachmaier lernte den
Beruf des Kesselheizers und heiratete am 24. November 1912 in
Oberthalheim Anna Uhrmann, mit der er fünf Kinder bekam. Zu dieser
Zeit war das Ehepaar in Lenzing wohnhaft und sie arbeiteten in der
Papierfabrik. Am 3. Jänner 1913 kam ihr erster Sohn Alfred in Timelkam
zur Welt. Zwischen 1913 und 1917 übersiedelte die Familie dann nach
Niederösterreich. Ignaz war zu dieser Zeit Fabriksarbeiter in der
Papiermühle der jüdischen Familie Mahler in Rennersdorf. Das Ehepaar
lebte später in einem Haus am Oberen Roßmarkt. Während des ersten
Weltkriegs arbeitete Ignaz Bachmaier als Maschinist und beim Militär.
Anfang der 30er-Jahre trat Ignaz Bachmaier als Maschinist in den
Ruhestand. Ignaz Bachmaier war bekennender Zeuge Jehovas, auch in
der Zeit des Nationalsozialismus. Im März 1938 verweigerte er bei der
Volksabstimmung die Wahl für Adolf Hitler. Er lehnte dies mit den
Worten, die oben genannt wurden, ab. Am 4. April 1939 war er
gemeinsam mit Wolfgang Mattischek und Josef Sturmayr bei der
Abendmahlfeier in Ried im Innkreis. An diesem Tag gab es landesweite
Durchsuchungen, um möglichst viele Zeugen Jehovas zu finden. Ignaz
Bachmaier wurde gemeinsam mit zirka 27 anderen Glaubensbrüdern
von der GESTAPO verhaftet und nach Linz ins Polizeigefängnis
gebracht. Am 20. Mai 1939 wurde Ignaz Bachmaier genauso wie Josef
Sturmayr, Wilhelm und Hubert Mattischek ins KZ Dachau deportiert.
Aufgrund der vorübergehenden Auflösung des KZ Dachau wurde er am
29. September ins KZ Mauthausen überstellt. Am 15. August 1940 kam er
wieder zurück nach Dachau, da er nicht mehr arbeitsfähig war. Dort
starb er am 12. oder 13. November 1940 nachts an einer sogenannten
Herz- und Kreislaufschwäche.
Im März 1959 äußerte sich seine Witwe Anna Bachmaier in der Zeitung
„DER NEUE Mahnruf“: „Ich bin nur eine einfache Arbeiterswitwe, die ihre
Söhne im Krieg verlor und deren Mann im Konzentrationslager ermordet
wurde. So wie ich denken Tausende heute. Vater und Ernährer kann
man nicht mehr lebend machen, aber die Not lindern könnte man.“
Ignaz Bachmaier wurde auf einem Gedenkstein in Laakirchen genannt,
jedoch wird dieser demnächst entfernt. Die Stadtgemeinde Laakirchen
hat mehrheitlich beschlossen, dass dafür kein Platz mehr am
bestehenden Ort wäre. Bürgermeister Feichtinger erklärte im Standard,
dass es aus seiner Sicht, nicht pietätvoll wäre, wenn am neuen
Begegnungsort „zum Beispiel eine Säule zum KZ-Gedenken wäre“.
Weiters meinte er, dass sich bei allem Gedenken die Örtlichkeit
verändern darf, weil das Leben weiter gehen würde.
Auch auf dem Gmundner Stadtfriedhof steht ein Gedenkstein für Opfer
des Nationalsozialismus, auf dem auch Ignaz Bachmaier genannt wird.
Charlotte Taitl (geb. Pick)
1896–1944
Rieder Geschäftsfrau. Ehegattin eines Lederhändlers. Mutter einer Tochter. Jüdin. Getaufte Christin. Kurz nach der Feier ihrer Silberhochzeit verhaftet. Gestorben in der Gaskammer im KZ Auschwitz.
* Ottnang am Hausruck | 15.Mai 1896
KZ Auschwitz | 16.Oktober 1944
Meine Lebensgeschichte:
Meine Lebensgeschichte im Dialekt:
„Ich habe nicht die Absicht auszuwandern und würde dies nur bei
Zwang tun. Schon meine Großeltern lebten bereits in Thomasroith.“
Charlotte Taitl bei einer Gendarmerie-Einvernahme, Oktober 1938
Charlotte Taitl wuchs im Hausruckviertel auf. Mit ihrem Mann Josef
führte sie in Ried, Roßmarkt Nr.29, eine Leder- und Altwarenhandlung.
Ab 1933 mietete die Familie im 2.Stock desselben Hauses eine
Wohnung. Joschi und Lotti- wie sie genannt wurden- verkehrten in
deutschnationalen Kreisen der Stadt, waren aktiv in Vereinen und
genossen einen guten Ruf – obwohl die Frau Jüdin war. Mit dem
Anschluss im März 1938 änderte sich alles. Sie ahnte Schlimmes, da
bereits ihr Vater Selbstmord beging und zwei ihrer Geschwister
emigrierten. Charlotte ließ sich wohl in der Hoffnung, dem Grauen zu
entgehen, evangelisch taufen. Ihr Konfessionswechsel sollte sie vor
Anfeindungen und Verfolgung schützen. Dennoch wurde ihre
Lederhandlung geschlossen und Charlottes Mann durfte nur noch den
Altwarenhandel betreiben. Sie selbst musste sich vollkommen
zurückziehen. Zur Feier ihrer Silberhochzeit im Gasthof Träger, dem
Nachbarhaus, überredeten sie ihre Freunde. Es war der 28. August 1943.
Wenige Tage später wurde sie festgenommen. Der Haftgrund lautete:
„Umgang mit Deutschblütigen“. Im Jänner 1944 erfuhr die Familie von
ihrer Überführung ins KZ Auschwitz. Charlotte starb am 16.Oktober 1944
um 6 Uhr 25 in der Gaskammer. Offiziell wurde in der Sterbeurkunde –
wie so oft- eine andere Ursache eingetragen, in diesem Fall war es eine
Lungenentzündung. Ihr Mann hatte bei verschiedenen Stellen der Partei
für sie interveniert. Jede gab ihm aber zu verstehen, dass sein Einsatz ihn
und vor allem seine Tochter gefährden würde. Er solle froh sein, keine
nicht-arische Ehefrau mehr an seiner Seite zu haben.
Von Charlottes Tod erfuhr ihre Familie erst im Jänner 1945.
Ernestine Flieger (geb. Grüner)
1902–1944
Jüdin. Aufgewachsen in Ottnang. In Ried zur Modistin ausgebildet. In Wien verheiratet mit Siegmund Flieger. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Tochter Judis nach Theresienstadt deportiert. Gestorben in der Gaskammer im KZ Auschwitz, gemeinsam mit ihrer 3-jährigen Tochter.
* Ottnang am Hausruck | 28. August 1902
KZ Auschwitz | 10.Oktober 1944
Meine Lebensgeschichte:
Meine Lebensgeschichte im Dialekt:
„Uns kann doch nichts passieren. Meine Eltern sind hoch anständig,
geachtet, sozial engagiert. Die haben 30 Bergarbeiterkinder
wöchentlich zu einer warmen Suppe eingeladen.“
Erinnerung einer
Riederin an die Haltung ihrer Wahltante Erni Grüner beim Anschluss,
2002
Die Eltern von Ernestine Grüner führten eine Gemischtwarenhandlung in
Bruckmühl. Das ist eine Ortschaft der Gemeinde Ottnang. Sie stammten
aus dem Burgenland und waren verwandt mit der Familie Pick:
Ernestine und Charlotte, verehelichte Taitl, waren Cousinen. Als
„Lehrfräulein“ kam Erni, wie sie genannt wurde, nach Ried. Sie lernte im
Hutmacher-Geschäft von Anna Dachauer am Oberen Roßmarkt das
Handwerk der Modistin. Schon wenige Wochen nach dem Anschluss
wurde ihrer Familie in Bruckmühl enteignet und das Geschäft arisiert.
Ihre Brüder versuchten auszuwandern. Die meisten Familienmitglieder
wurden zwangsweise nach Wien in Massenquartiere übersiedelt.
Ernestine heiratete dort den Juden Siegmund Flieger. Die Tochter Judis
kam am 16. Oktober 1941 in Wien zur Welt. Siegmund hatte die
Aufgabe, die Transporte in das Ghetto Theresienstadt
zusammenzustellen. Dadurch konnte er die Deportation seiner eigenen
Familie bis zum Frühjahr 1943 hinauszögern. Doch dann war es auch für
sie zu spät. Von Theresienstadt kam die Familie am 6.Oktober 1944 nach
Auschwitz. Ernestine und Judis wurden nach wenigen Tagen in der
Gaskammer exekutiert. Judis war noch nicht einmal drei Jahre alt und
Ernestine 42. Ihre Cousine Charlotte Taitl wurde eine Woche später
getötet. Ihr Mann Siegmund wurde von den Amerikanern aus dem KZ
Mauthausen befreit.
Richard Groher
1902-1943
Kommunist. Verheiratet mit Theresia Kirchgatterer. Vater eines Kindes. Wohnhaft in Zell am Pettenfirst. Rauchfangkehrer. Bergmann. Wehrdienst in Linz. Gegner des NS-Regimes. Anzeige. Überstellung von Linz an Volksgerichtshof in Berlin. Hinrichtung.
* Vöcklamarkt | 12.08.1902
Berlin | 20.12.1943
Meine Lebensgeschichte:
Meine Lebensgeschichte im Dialekt:
„Die Welt ist heute nichts mehr als eine Quelle des Leidens und des
Todes, trostlos darauf zu leben, und trotzdem sagt einen ein inneres
Gefühl, ich muss Leben um der Gerechtigkeit willen, um gutes zu thun,
um die Wahrheit hoch zu halten... Lüge und Ungerechtigkeit wird an
dem Eckstein der da heißt Wahrheit und Gerechtigkeit, zerschellen.“
Richard Groher in einem Brief an seine Frau im August 1942
Richard Groher kam am 12. August 1902 in Vöcklamarkt zur Welt. Er
erlernte den Beruf Rauchfangkehrer und war in ganz Oberösterreich
tätig. 1922 ging er als Bergmann nach Frankreich. Mitte der 20er-Jahre
ließ er sich als Bergarbeiter in Penzberg in Oberbayern nieder. Dort
heiratete er seine aus Thomasroith nachgekommene Frau Theresia
Kirchgatterer und sie bekamen eine Tochter. Dass die NSDAP in
Penzberg bei der Reichtagswahl 1933 das schlechteste Ergebnis in
einem bayrischen Verwaltungsbezirk erreichte, zeugt von der kritischen
Haltung der Penzberger Bevölkerung. (Quelle: Luberger,
Stadtgeschichte von Penzberg. 3. Auflage S. 297ff)
Die Zeit im Penzberger Bergbau prägte Ignaz Bachmaier so sehr, dass er
im Februar 1921 der sozialdemokratischen Partei Österreich beitrat.
Durch die wirtschaftlich schweren Jahre in der Weimarer Republik trat er
1931 der Kommunistischen Partei Deutschland bei. Kurz darauf, im Jahr
1932, zog die Familie Groher zurück nach Oberösterreich und ließ sich in
Zell am Pettenfirst nieder. Richard Groher war bis zum Verbot der KPÖ
im Jahr 1933 als Sprengelleiter der KPÖ Wolfsegg am Hausruck tätig. Er
galt als Außenseiter: arbeitslos und „a Kummal“ (= Kommunist). Erst 1938
konnte er als Bergmann in der Wolfsegg-Traunthaler AG anfangen,
wurde jedoch bereits im Jahr 1942 wegen „Aufwiegelung“ wieder
entlassen. Diese „Aufwiegelung“ war das Fordern nach gerechterem
Lohn für die Arbeiter. Nach diesem Vorfall wurde er zur Wehrmacht
einberufen und musste für zwei Jahre in Linz bei der Flugabwehr
arbeiten, bis er aus gesundheitlichen Gründen vom Wehrdienst
freigestellt wurde. Zwei Dutzende Briefe schrieb Richard Groher in dieser
Zeit an seine Frau, wo er nicht nur aus der Perspektive eines liebenden
Vaters und Ehemanns, sondern auch als überzeugter Gegner des NS-
Regimes spricht. Immer wieder äußerte er sich zuhause vor
Familienmitgliedern und Freunden negativ über die
nationalsozialistische Ideologie. Im Juli 1943 erzählte ein Bekannter
Richard auf dem Weg zur Arbeit von den grausamen Taten der SS in
Polen. Richard Groher wiederum schilderte das Erzählte später seiner
Kundin Maria Lobisser, bei der er den Rauchfang kehrte. Dies wurde ihm
zum Verhängnis, da die Kundin das Gehörte ihrem Mann, einem
bekennenden Nationalsozialisten, weitergab. Im September wurde
Richard Groher am Bahnhof in Vöcklabruck verhaftet und nach Linz
gebracht. Dort wurde er von der GESTAPO zur Falschaussage gedrängt.
Richard Groher wurde am 17. Oktober 1943 zum Volksgerichtshof nach
Berlin überstellt. Dort lautet es nach der Urteilsschrift, Richard Groher sei
ein „alter Marxist“ und habe sich als „Zersetzungspropagandist für
immer ehrlos gemacht“ und deshalb müsse er „mit dem Tod bestraft
werden“. Seine letzten Worte gingen an seine Frau und seine Tochter in
einem Brief. Richard Groher wurde am 20. Dezember 1943 in Berlin
hingerichtet. Seine Frau Theresia bekam seine hinterlassenen Sachen
gemeinsam mit dem Abschiedsbrief. Nationalsozialisten warnten die
Witwe davor, den Tod ihres Mannes nicht öffentlich zu betrauern, da sie
und ihre Tochter sonst beim „Endsieg“ die nächsten wären. Deshalb
blieb die Geschichte Grohers lange unentdeckt. Seine Frau hatte noch
jahrzehntelang Angst, dass sich die Drohung bewahrheiten könnte,
sollte wieder ein faschistisches Regime an die Macht kommen.
Josef Sturmayr
1892-1940
Zeuge Jehovas. Wohnhaft in Wolfsegg und Regau. Landarbeiter. Verhaftung gemeinsam mit Ignaz Bachmaier und Wolfgang Mattischek. Deportation ins KZ Dachau. Überstellung ins KZ Mauthausen. Todesursache Herz- und Kreislaufschwäche.
* Wolfsegg am Hausruck | 08.01.1892
KZ Mauthausen |08.02.1940
Meine Lebensgeschichte:
Meine Lebensgeschichte im Dialekt:
Josef Sturmayr wurde am 8. Jänner 1892 in Wolfsegg geboren. Er war Zeuge Jehovas und arbeitete als Landarbeiter. In der Zwischenkriegszeit wurde er mehrfach straffällig und auch verurteilt, was in seiner Strafkarte ersichtlich ist. Wegen schweren Diebstahls, Brandstiftung und Urkundenfälschung wurde er inhaftiert. Am 4. April 1939 wurde er gemeinsam mit 27 Glaubensbrüdern in Ried im Innkreis bei der Abendmahlfeier von der GESTAPO festgenommen und ins Polizeigefängnis Linz gebracht. Am 20. Mai 1939 wurde Josef ins KZ Dachau deportiert und ein halbes Jahr später ins KZ Mauthausen überstellt. Dort starb er am 8. Februar 1940 laut Sterbeurkunde des KZs Mauthausen an der oftmals eingetragenen „Herz- und Kreislaufschwäche“ und an der Grippe. Jedoch gibt es auch Aufzeichnungen, wonach er an Unterernährung starb. Woran er tatsächlich starb, ist- wie so oft- unklar. Josef Sturmayr wurde 48 Jahre alt.
Josef Schermair
1886-1943
Widerstandskämpfer. Bruder von Theresia Mattischek. Aufgewachsen in Deisenham. Wohnhaft in Attnang-Puchheim. Abhören eines Fremdsenders. Selbstvergiftung vor Verhaftung.
* Gaspoltshofen | 14.03.1886
Wels | 20.10.1943
Meine Lebensgeschichte:
Meine Lebensgeschichte im Dialekt:
Josef Schermair kam am 14.03.1886 in Gaspoltshofen auf die Welt. Während seiner Kindheit übersiedelte die Familie nach Deisenham in der Pfarre Ottnang. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf und war einer der Brüder von Theresia Mattischek. Während des Nationalsozialismus lebte Josef in Attnang. Nachdem Josef beim Abhören ausländischer Sender ertappt wurde, wurde er festgenommen. Noch bevor er von der GESTAPO nach Linz übergestellt werden konnte, nahm Josef giftige Tabletten zu sich, sodass er erkrankte und direkt ins Krankenhaus Wels eingeliefert werden musste. Letztendlich starb er an den Folgen dieses Giftes am 20. Oktober 1943 im Krankenhaus in Wels.
Franz Wimmer
1893-1981
Zeuge Jehovas. Vater von Kindern. Verheiratet. Tischler. Wohnhaft in Manning. Verhaftung. Polizeigefängnis Linz. Deportation ins KZ Buchenwald. Überstellung ins KZ Niederhagen-Wewelsburg. Überstellung ins KZ Ravensbrück.
* Buchleiten | 25.07.1893
unbekannt | 01.01.1981
Meine Lebensgeschichte:
Meine Lebensgeschichte im Dialekt:
„Weil ich ein Zeuge Jehovas bin.“
Franz Wimmer auf die Frage eines SS-Mannes, weshalb er eingeliefert
wurde (KZ Buchenwald, Oktober 1939)
Franz Wimmer wurde am 25. Juli 1893 in Buchleiten in Vöcklabruck
geboren. Er lernte das Tischlerhandwerk und zog nach Stocket 1 bei
Manning. Dort wohnte er mit seiner Frau Cäcilie Wimmer (geb.
Neumüller) und seinen Kindern. Zwischen den Jahren 1927 oder 1928
wurde Franz Zeuge Jehovas. In den 30er-Jahren hielt er Wachtturm-
Studien zu Hause ab. Ab dem Kirchenaustritt 1935 begann er seine
Missionstätigkeit zu forcieren. Im Jahr 1937 wurde er in seinem Haus in
einem Holztrog getauft. Seine Frau Cäcile machte es im Jahr 1938
ihrem Mann nach und trat auch aus der Kirche aus. Während der
Schuschnigg-Regierung war die Haus-zu-Haus Tätigkeit verboten, doch
dies hielt Franz nicht auf. Eine Pfarrersköchin zeigte ihn deshalb beim
Bezirksgericht an. Als das NS-Regime an die Macht kam, wurde die
Situation für die Familie immer gefährlicher. Franz Wimmer wurde am
gleichen Tag wie Wolfgang Mattischek und Ignaz Bachmaier von der
GESTAPO verhaftet und ins Polizeigefängnis Linz gebracht. Ein paar
Monate blieb er dort in Haft bis er ins KZ Buchenwald deportiert wurde.
Dort wurden ihm sämtliche Kleidung und Wertgegenstände
abgenommen. Er wurde in die Strafkompanie eingewiesen und landete
im Bunker. Bei seinen Vernehmungen wurde er schwer misshandelt. Die
SS- Männer schnürten ihm den Hals zu und boxten ihn von allen Seiten.
Immer wieder wurde er währenddessen gefragt, ob er noch immer
keine Waffe nähme und ob er noch immer nicht den Hitler-Gruß
mache. Doch Franz verneinte und wurde deshalb fast totgeschlagen.
Die nächsten Jahre durchlebte er schwere Zwangsarbeit unter
katastrophalen Bedingungen. Im März 1941 wurde Franz, gemeinsam
mit Wolfgang Mattischek, ins KZ Niederhagen-Wewelsburg überstellt
und im April 1943 ins KZ Ravensbrück. Dort wurde er als Zwangsarbeiter
ausgewählt und auf das Landgut „Hartzwalde“ von Dr. Felix Kersten,
dem Leibarzt von Heinrich Himmler, gebracht. Franz half dabei, ein
Jagdhaus für Kersten zu bauen. Dies rettete ihm das Leben, da er dort
genug zu essen bekam und sich körperlich ein wenig erholen konnte.
Nach der Fertigstellung des Guts setzte sich Dr. Felix Kersten dafür ein,
Deshalb arbeitete er dort bis Kriegsende als Schlosser und Tischler. Die
Heimfahrt von Hartzwalde dauerte 14 Tage. Im Juli 1945 kam Franz zu
Hause an und zog mit seiner Frau nach Ottnang am Hausruck. Er starb
am 1. Jänner 1981.